Seit genau 2 Tagen bin ich stolzer Besitzer eines E-Book-Readers Sony PRS-T1. Das Gerät ist frisch auf dem Markt und mit 149€ um 100€ günstiger als der Vorläufer, aber immernoch teurer als zum Beispiel der Kindle von Amazon.
Ich bin bisher noch nicht mit einem E-Reader in Kontakt gekommen, bis auf das Anschauen einiger Konkurrenten in einem Elektronikmarkt meines Vertrauens. Daher ist die Technik für mich komplett neu. Grund genug aus Laiensicht eine erste Bewertung abzugeben.
Aber bevor es damit losgeht, noch einen kleinen technischen Hintergrund zu dem Display.
Was ist E-Ink Pearl?
Das habe ich mich gefragt. So richtig gute Informationen bekommt man nicht zum Hintergrund der Technik. Wikipedia hilft hier aber weiter.
Zunächst einmal: E-Ink bedeutet elektronische Tinte. Ziel des Ganzen ist es, das klassische Buch nachzubilden, das heißt das Gerät muß eine weiße Seite mit einer schwarzen Schrift so abbilden, daß das Gefühl entsteht, wirklich ein Buch vor sich zu haben.
Technisch wird es wie folgt realisiert: In einer zähen Flüssigkeit liegen schwarze und weiße Teilchen, die eine unterschiedliche Ladung haben. Durch das Anlegen von Strom verändern sich die Positionen auf dem Display. Es wird also mit einem kurzen Stromstoß alles durcheinander gewürfelt und zu einem neuen Bild zusammengesetzt.
Pearl bedeutet wohl, daß die Benutzererfahrung noch besser ist: schnellerer Wechsel der Teilchen(umblättern), besserer Kontrast etc. Es soll wohl auch einen Test gegeben haben, bei welchem ein Video auf E-Ink Pearl flüssig gelaufen ist.
Die weiteren Vorzüge dieser Displaytechnik sind:
- der Strom des Gerätes wird nur zum Verändern der Teilchen genommen, das heißt zum Beispiel beim Blättern. Graphische Animationen sind damit nicht sinnvoll
- Nachdem einmal ein Bild bzw eine Seite aufgebaut ist, bleibt sie wochenlang stabil
- keine Hintergrundbeleuchtung, das heißt die Augen werden geschont. Zum Lesen muß man allerdings das Licht an machen Das ist nicht anders als vorher
- Das Bild sieht aus allen Betrachtungswinkeln gleich aus (nicht wie bei LCD-Bildschirmen)
- kein Flimmern
- reflektives Display, das heißt es reflektiert die Umgebungshelligkeit (wie normales Papier). Kann also auch im Sonnenschein verwendet werden. Und das nicht als Schminkspiegel, wie bei einem Smartphone
So, genug vom Display, jetzt zum Reader selbst.
Der Reader
Der PRS-T1 ist der Nachfolger vom PRS-650. Es ist ein Leichtgewicht, der 170g auf die Waage bringt.
Das Display ist ein Multitouch Display, welches mit Infrarot-Sensoren arbeitet. Auf dem Display kann man Seiten vergrößern, Wörter oder Abschnitte markieren sowie Lesezeichen und Notizen einfügen. Umgeblättert wird mit einer Wischbewegung: Vorwärts blättern von rechts nach links, Rückwärts blättern genau anders herum. Und lesen kann man natürlich auch noch (wirklich tolles Feature!)
Das Paket kommt mit verschiedensprachigen Kurzanleitungen daher. Außerdem ist noch ein Stift mitgeliefert. Leider ist an dem Gerät selbst keine Halterung für den Stift verbaut, den muß man also separat mitnehmen. Notizen machen ist mit dem Stift ziemlich einfach, meine Handschrift kann ich sogar erkennen. Bei früheren Versuchen bei anderen Geräten mit Stifteingabe hatte ich nicht so viel Erfolg.
Das Gerät besitzt ein WLAN-Modul, wodurch man mit dem Reader auch im Internet surfen kann. Wie oben bereits erwähnt ist die Technik allerdings nicht für Animationen und häfige Bildwechsel ausgelegt. Das dürfte einiges an Strom kosten (vom WLAN an sich mal abgesehen)
Ein tolles Feature ist die Markierung von Wörtern. Sobald ein Wort ausgewählt ist(länger mit dem Finger drauf bleiben), kann man auswählen, ob der Reader nach diesem bei Google oder Wikipedia suchen soll, eine dauerhafte Markierung einfügen oder im Dokument nach dem Wort suchen möchte. Natürlich kann man die Auswahl auch auf einen Satz, einen Abschnitt etc. vergrößern.
Toll finde ich die Wörterbücher: Sobald ein Wort markiert ist, geht ein kleines Fenster am unteren Bildschirmrand auf, in welchem eine Übersetzung des gewählten Wortes aus dem auswählbaren Wörterbuch eingeblendet wird.
Die Bedienelemente sind denkbar einfach: Ein Kartenslot für die Micro-SD Erweiterungskarte, am unteren Rand der Ein/Ausschalter, der USB Anschluß zum Laden und mit dem Computer verbinden, eine Kopfhörerbuchse für die Audio-Wiedergabe und ein Reset-Knopf. Direkt unter dem Display sind Tasten zum Blättern, zum Homescreen, eine Zurück-Taste und eine Menü-Taste.
Unterstützte Formate:
- Ungeschützte/kostenlose E-Books und Textdateien
EPUB E-Books, Adobe® PDF, TXT
- DRM (geschützte/gekaufte) E-Books und Textdateien
EPUB E-Books, Adobe® PDF
- Ungeschützte Audiodateien
mp3, AAC (Mehrzahl der DRM Audiodateien nicht)
- Bild- und Foto-Dateien
JPEG, GIF, PNG, BMP
Weitere technische Details gibt es bei Sony
Mein erster Eindruck
Ich habe das Gerät bereits nach der Ankündigung auf der IFA bestellt. Nach zwei Monaten Wartezeit war ich natürlich gespannt auf das Gerät.
Beim Auspacken habe ich als erstes die Halterung für den Stift gesucht. Leider vergebens.
Das Gerät ist wirklich leicht. Ich mußte es natürlich gleich ausprobieren. Nach einem kurzen Setup (Sprache, Datum/Uhrzeit) kam ich in dem Homescreen an. 2 Bücher (Joe Nesbo – Rotkehlchen und Ella Danz – Ballaststoff) und die Bedienungsanleitung waren bereits enthalten.
Der Homescreen ist in 3 Teile aufgeteilt: Ganz oben sieht man das Cover des zuletzt gelesenen Buches zum weiterlesen. In der Mitte sind die 3 zuletzt hinzugefügten Bücher. Unten geht es zu allen Büchern, Periodika’s (damit sind Zeitschriften etc. gemeint, also periodisch wiederkehrende Dinge), zum Store und zu den Sammlungen (quasi Kategorien zum selbst verwalten). Blättert man eine Seite weiter, kann man seine Einstellungen machen (Standardvorgaben wie Schriftgröße, Datum/Uhrzeit, WLAN einschalten etc). Außerdem kommt man auf dieser Seite zu seinen Lesezeichen und Notizen, dem Browser und zu den weiteren Funktionen.
Das WLAN mußte ich auch gleich mal ausprobieren. Man kann surfen, aber ich glaube ich sitze doch lieber vor meinem Laptop dafür. Im Notfall ist es aber erträglich. Den eingebauten MP3-Player habe ich noch nicht getestet, das liegt aber im Moment nicht in meinem Fokus. Für den Urlaub habe ich einen Player. Interessant wird es, sich mal ein Hörbuch zum Test herunterzuladen und mal durchzuhören.
Ansonsten ist die Bedienung wie oben beschrieben ziemlich einfach. Man kann pro Buch über das Menü einstellen, welche Schriftart und -größe man haben möchte. Mir ist auf jeden Fall aufgefallen, daß ich auf dem E-Reader 3-4 mal blättern muß, um eine Papierseite durchzulesen. Aber das hängt eben immer mit der eingestellten Schriftgöße zusammen. Das umblättern läßt sich mit dem Daumen sehr bequem erledigen.
An den Umstand, daß ich das Gerät locker mit einer Hand halten kann ist ein wenig ungewöhnlich. Aber nach 30-40 Buchseiten hat man sich dran gewöhnt. Ich werde mir wahrscheinlich noch eine Tasche dazu kaufen, allein schon des Schutzes wegen. Außerdem kann ich den Stift da unterbringen und das “Buch” wieder mit beiden Händen halten.
In einigen Berichten wird wegen dem Plastik rumgemäkelt. Ich finde nichts verwerfliches dran, es sieht schick aus und das Gerät macht genau das, was es soll.
Fazit
Das Gerät verspricht nicht zu wenig. Die 150€ sind aufgrund Platzmangels in meinem Bücherregal, der Vielfalt der erhältlichen Bücher und dem großen Funktionsumfang des Gerätes selbst gerechtfertigt. Es liegt gut in der Hand und die Darstellung ist klar und kontrastreich. Ich kann diesen Reader nur weiterempfehlen, besonders im Hinblick auf die magere Auswahl bei Amazons Kindle. Ansprechend finde ich auch das Titelbild des letzten gelesenen Buches im Standby-Modus (der nach 10 Minuten angeht).
Über den Stromverbrauch kann ich noch nichts sagen, allerdings kann ich da als viel – Leser bestimmt schon bald eine Aussage zu treffen.
Was mir fehlt ist eine Halterung für den Stift, aber da ich mir das Cover kaufen werde, wird sich das Problem auch bald erledigen.